Amsterdam will Gästen möglicherweise Cannabiserwerb untersagen
Donnerstag, 20. Februar 2020
Amsterdam ist laut, voll und für viele keine lebenswerte Stadt mehr. Bürgermeisterin Femke Halsema will nun gegensteuern und erwägt Beschränkungen beim Zugang zu den beliebten Coffeeshops.
Verbote sollen Overtourism bekämpfen
Amsterdam hat ein Problem: Die Hauptstadt der Niederlande wird von Reisenden geradezu überrannt. Zu den knapp 900.000 Einwohnern, die in der Stadt leben, gesellen sich jedes Jahr etliche weitere, die die Stadt besuchen. 2017 wurden 10 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Der Tourismus läuft wirtschaftlich zwar gut, verärgert die in der Stadt lebenden Menschen aber zunehmend.
Grund für die Erwägung eines Cannabisverbots für Menschen, die nicht in den Niederlanden leben, ist eine nicht repräsentative Erhebung. Bei dieser Erhebung gaben 65 Prozent der Befragten an, während ihrer Amsterdam Städtereise Coffeeshops zu besuchen. Für 57 Prozent war der Cannabiskonsum einer der Hauptgründe für die Reise nach Amsterdam.
Etwa 10 Prozenten der Befragten gaben an, nicht mehr nach Amsterdam kommen zu wollen, wenn der Cannabisverkauf an Gäste dort verboten würde. Etwa ein Drittel gab an, in diesem Falle seltener in die niederländische Hauptstadt fahren zu wollen. Die Ergebnisse der Erhebung wurden der Ratskommission der Stadt vorgelegt. In einem Begleitschreiben stellte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema klar, die Attraktivität der Stadt für das Klientel, das hauptsächlich aufgrund der liberalen Drogenpolitik kommt, einschränken zu wollen.
Außergewöhnlich wäre ein Coffeeshopverbot für Touristen indes nicht. In vielen anderen Städten, etwa in Maastricht, gilt eine solche Regelung bereits seit mehreren Jahren. Vor allem an der deutschen oder belgischen Grenze gelegene Städte, für die Cannabistourismus zum Alltag gehört haben derartige Einschränkungen beschlossen.
Halsema will darüber hinaus auch mit weiteren Verboten gegen Overtourism vorgehen. Geführte Touren durch das Amsterdamer Rotlichtviertel sind ab April 2020 etwa verboten und an geführten Touren in anderen Stadtbereichen dürfen künftig maximal 15 Personen teilnehmen. Ob die Verschärfung der Cannabisabgaberegeln tatsächlich beschlossen werden und ob die ergriffenen Maßnahmen Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten.