Dark Tourism: Tschernobyl als neues Trendreiseziel

Montag, 17. Juni 2019

Jeder kennt das unheimliche Bild des verrosteten Riesenrads, der verwaisten Straßen und der verlassenen Häuser – die ukrainischen Orte Tschernobyl, Kopatschi und Pripyat zeigen das trauriges Bild des Atomreaktor-Unfalls vom 26. April 1986 – dem Tag, als die ganze Welt den Atem anhielt. 25 Jahre nach dem Super-GAU wurde das Sperrgebiet für den Tourismus freigegeben, spätestens seit Beginn der Sky-Serie „Chernobyl“ ist der Ort für viele ein neues Trendreiseziel auf der Bucket-List.

Riesenrad Pripyat

Am 1. Mai 1986 sollte in Pripyat ein Freizeitpark eröffnen. 3 Tage vorher wird die Stadt evakuiert. Das Riesenrad steht noch heute.

Rückblick: Der erste Super-GAU der Weltgeschichte

Tschernobyl, Prypjat und Kopatschi waren Arbeiterstädte, in denen die Angestellten des Kernkraftwerks ein Zuhause hatten – bis zum 26. April 1986: An diesem Tag explodierte Reaktor 4 des Atomkraftwerks und radioaktive Strahlung breitete sich bis über große Teile Nordeuropas aus – selbst aus Schweden wurden erhöhte Messwerte gemeldet. Die Bewohner von Tschernobyl, Prypjat und Kopatschi wurden erst einen Tag nach der Katastrophe evakuiert und waren daher über längere Zeit einer extremen Strahlung ausgesetzt. Die Folge: Schwere gesundheitliche Folgen und Krebserkrankungen bis hin zum Tod.

Seit dem Tag der Evakuierung hat man die Sperrzone, die sich in einem Radius von 30 Kilometern um das Kernkraftwerk erstreckt, der Natur überlassen. Ein Leben in der verstrahlten Region war unmöglich, zurück blieben verlassene Häuser, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und schreckliches Leid.

Tschernobyl heute: Die verstrahlte Geisterstadt lockt Touristen an

In den Jahren nach der Katastrophe wurde die Sperrzone trotz hoher Strahlengefahr von Plünderern aufgesucht. Bis heute kehrten allerdings nur wenige Bewohner in ihr altes Zuhause zurück, der Großteil von ihnen meidet das Gebiet weiträumig. In den Städten des Sperrgebiets sieht es aus wie in einem Horrorfilm: Landstriche liegen brach, die Straßen sind verwaist und die verlassenen Häuser sind größtenteils eingefallen. Doch das Interesse neugieriger Touristen, die sich selbst ein Bild von dem Ort machen und vielleicht auch das Geschehene besser verstehen wollen, steigt – und zwar spätestens nach dem Start der erfolgreichen HBO- und Sky-Serie „Chernobyl“.

Geführte Touren nach Tschernobyl

In der Geisterstadt Prypjat sind die Straßen weitestgehend von der hohen Strahlung befreit. Die Messwerte liegen bei rund 0,97 Mikrosievert pro Stunde – die Strahlendosis pro Tag ist geringer als beim Röntgen (zum Vergleich: in Deutschland beträgt die Stundendosis bei 0,23 Mikrosievert). In das Sperrgebiet kommt aber niemand allein, es sind ausschließlich geführte Touren erlaubt und Besucher benötigen eine gültige Zugangsberechtigung, die nur von ukrainischen Reiseveranstaltern ausgehändigt wird.

Die geführten Touren starten mit dem Bus ab Kiew nach Prypjat – es werden verlassene Schulen und Kindergärten aufgesucht, Teilnehmer können Blicke auf das verwaiste Riesenrad und die verfallene Schwimmhalle werfen und der Besuch des Atomkraftwerks Tschernobyl steht auf dem Programm. Treffen mit Zeitzeugen geben einen tiefen Einblick in das Geschehene. Eine Tagestour ab Kiew gibt es ab 80 Euro pro Person, von lokalen Anbietern werden zudem Tschernobyl-Touren mit Übernachtung in einem Hostel in der Sperrzone angeboten. Der Preis liegt bei unter 10 Euro pro nacht. Dusche, Fernseher und WLAN bereits inbegriffen.

Wer in Tschernobyl dem Dark Tourism fröhnt, muss jedoch Wasser und etwas zu essen selbst mitbringen, da aufgrund der radioaktiven Strahlung regionale Lebensmittel nicht zum Verzehr zu empfehlen sind. Darüber hinaus sollte man dem Drang widerstehen, ein „Souvenir“ aus der Sperrzone mitzunehmen. Selbst die Wände der stark strahlenbelasteten Gebäude sollten nicht angefasst werden – Schutzkleidung bedarf es deswegen jedoch nicht.

Besonders attraktiv sind Tschernobyl-Reisepakete mit Flug von Deutschland nach Kiew, drei Übernachtungen im 4-Sterne-Hotel in Kiew sowie einem geführten Tagestrip nach Prypjat und Tschernobyl, die ab 260 Euro pro Person buchbar sind.

Unser Fazit zum Reiseziel Tschernobyl

Touren nach Tschernobyl werden immer beliebter, es darf aber niemals vergessen werden, dass der Ort seine makabere Faszination einer der schlimmsten Nuklearkatastrohpen aller Zeiten zu verdanken hat. Wer die Sperrzone besucht, sollte dies mit Respekt tun.

Tschernobyl-Tour buchen

Aktuelle Reise-News
China erleichtert ausländischen Touristen das Reisen im Land
China erleichtert ausländischen Touristen das Reisen im Land
Diese Reiseländer verzichten auf Trinkgeld
Diese Reiseländer verzichten auf Trinkgeld
Bahnnetz in Polens Urlaubsregionen wird ausgebaut
Bahnnetz in Polens Urlaubsregionen wird ausgebaut